„In Zukunft ist alles möglich“

„In Zukunft ist alles möglich“

HAZ Samstag, 14. August 2021 Wennigsen von Frank Hermann

Bilder von Frank Hermann

Gemeinde investiert rund 786 000 Euro in neue Technik und Infrastruktur
des Klärwerks Evestorf / Künftig mehrere Optionen für Schlammverwertung

Von Frank Hermann

Bauarbeiter errichten derzeit die neue Schlammlagerhalle auf dem Gelände der Kläranlage Evestorf.foto: Frank Hermann

Evestorf. Bis zu 1700 Tonnen Klärschlamm mit einem Wassergehalt von nahezu 80 Prozent fallen jedes Jahr in der Kläranlage Evestorf bei der Reinigung des Abwassers aus der Gemeinde Wennigsen an. Weil diese in der Pflicht steht, den Schlamm fachgerecht zu verwerten und zu entsorgen, investiert die Verwaltung rund 786 000 Euro in die technische Ausstattung – und hält sich damit mehrere Optionen für eine Schlammverwertung offen. Eine Potenzialanalyse soll verschiedene Varianten untersuchen und bewerten.

Neue Schlammlagerhalle

Bauarbeiter haben jüngst damit begonnen, eine neue Schlammlagerhalle auf dem Gelände der Kläranlage zu errichten. Diese Halle mit einem umbauten Raum von etwa 4000 Kubikmetern zur trockenen Zwischenlagerung des Schlamms kostet rund 290 000 Euro und soll im September fertig sein. Mit Kosten von etwa 210 000 Euro schlägt eine gründliche Sanierung der beiden Schlammstapeltürme zu Buche. In den Türmen wird das Trübwasser von den Bakterien getrennt. Dabei entsteht der sogenannte Überschussschlamm.

Für 2021 plant die Gemeinde noch weitere Investitionen: Dazu gehören eine neue Schlammfördertechnik für 120 000 Euro, eine Kalklagerung für 60 000 Euro, der Kauf eines gebrauchten Teleladers für ebenfalls 60 000 Euro sowie eine Erneuerung der Trübwasserabzugstechnik für 46 000 Euro. „Die Aufträge sind erteilt oder werden im September vom Verwaltungsausschuss beschlossen“, sagt Wasserbauingenieur Friedrich Hüper.

Dank der Erneuerungen und Sanierungen ebnet Wennigsen den Weg für unterschiedliche Schlammverwertungen. „Alle Lösungen sind hier in Zukunft machbar“, betont Hüper. Die Potenzialanalyse soll Entscheidungshilfen geben – insbesondere nach den Kriterien der Kohlendioxidbelastung in der Umwelt sowie der Verwertungskosten.

Derzeit gebe die Kläranlage noch rund 25 bis 35 Prozent des flüssigen Schlamms mithilfe von Gülletankwagen auf landwirtschaftliche Flächen in der näheren Umgebung ab. Dieser Schlamm werde regelmäßig beprobt. Allerdings sei das Ausbringen auf die Äcker nur im Frühjahr und im Herbst erlaubt.

Transport nach Sachsen-Anhalt

Bis Ende 2023 hat sich die Gemeinde zudem eine Weiterbehandlung des Klärschlamms mit zugemischtem Kompost in Kompostierungsanlagen in Sachsen-Anhalt gesichert. Bis zum Abtransport lagert der Schlamm in der neuen Halle und wird nach der Kompostierung ebenfalls auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht.

Eine dritte Alternative bietet die Zumischung von Kalk in den gelagerten Klärschlamm. Der Kalk entzieht das Wasser und macht den Schlamm streufähig für eine Verwertung in der Landwirtschaft. „Diese Technik befindet sich in der Planung“, erläutert Hüper. Als weiteren Entsorgungsweg gibt es die Verbrennung des Klärschlamms. Weil derzeit noch keine Verbrennungsanlage in der Nähe von Wennigsen zur Verfügung steht, hat die Gemeinde einen Vertrag mit einer Anlage in Sachsen-Anhalt ab 1. Januar 2022 geschlossen. Im Jahr 2023 soll dann eine Anlage in Hannover-Lahe in Betrieb gehen.

Nach Einschätzung von Friedrich Hüper werden gesetzliche Veränderungen in Zukunft darüber entscheiden, welche Möglichkeiten der Verwertung und Entsorgung von Klärschlamm weiterhin zulässig bleiben – oder eben nicht. Die Gemeinde Wennigsen könne auf solche Veränderungen reagieren, denn die Kläranlage in Evestorf sei künftig für unterschiedliche Varianten gerüstet.

Wiederhergestellt sei mittlerweile auch die Leistungsfähigkeit der biologischen Reinigungsstufe – laut Hüper das Herzstück der Kläranlage. Dazu ließ die Gemeinde für rund 290 000 Euro unter anderem die Belebungsbecken von Schlamm und Sand befreien, die 20 Jahre alten Kompressoren austauschen und die Messelektronik erneuern.

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